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Modelle aus den Bereichen der Technik, der Architektur und des Festungsbaus erfreuten sich in der Frühen Neuzeit zunehmender Beliebtheit. Die meisterhaft gefertigten Stücke dienten dazu, komplexe Ideen verständlich zu machen. Deshalb wurden einige Modelle schon frühzeitig zu Ausbildungszwecken genutzt.

Auch in Halle wurde am Königlichen Pädagogium eine umfangreiche Modellsammlung angelegt. Anhand der Modelle wurde Grundwissen der Mathematik, Naturkunde, Ökonomie und Technik vermittelt.

Willem Janszoon Blaeu: Kopernikanisches Tellurium

Das seltene kopernikanische Tellurium von Willem Janszoon Blaeu (1571-1638) aus dem Jahr 1634 ist ein Meisterwerk der Astronomie. Mit einem komplexen Uhrwerk angetrieben, zeigt es eindrucksvoll die Bewegungen der Erde um die Sonne. Dieses historische Artefakt veranschaulicht den Jahreslauf und die Entstehung der Jahreszeiten auf faszinierende Weise und lädt dazu ein, die Geheimnisse des Universums zu entdecken.

Foto eines Modells der Planeten

Kopernikanisches Tellurium von Willem Janszoon Blaeu mit federgetriebenem Uhrwerk mit Spindelhemmung und Pendel. 1634 Bautzen, Museum Bautzen, Gersdorff Weicha’sche Stiftung: L 61

Christopher Polhem: Mechanisches Alphabet

Ein frühes Beispiel, um komplexes Wissen zu vermitteln, sind die vielen Holzmodelle einfacher Getriebe des schwedischen Ingenieurs Christopher Polhem (1661–1751). Polhems Modelle bildeten zusammen ein sogenanntes Mechanisches Alphabet, in dem jeder Buchstabe von A-Z als Modell vertreten war. Dieses Modell wird mit einer Kurbel angetrieben und veranschaulicht die Umwandlung einer kontinuierlichen Drehbewegung in eine kurze, sich regelmäßig wiederholende Auf- und Abbewegung mittels Walze und Stiften.

Erhard Weigel: Heraldischer Himmelsglobus

Der Mathematikprofessor Erhard Weigel (1625–1699) erfand und baute Lehrmittel für den Unterricht. Der hier gezeigte Heraldische Himmelglobus zeigt nicht die klassischen Sternbilder aus der griechischen Antike, sondern die Wappen der wichtigsten Herrscherhäuser Europas um 1700.

Gottfried Wilhelm Leibniz: Rechenmaschine

Die Rechenmaschine von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) markiert einen Meilenstein in der Geschichte der Informationstechnologie. Leibniz, bekannt für seine vielfältigen Beiträge zur Wissenschaft, entwickelte 1673 eine Rechenmaschine mit Staffelwalze für die vier Grundrechenarten. Als auswärtiges Mitglied der Londoner Royal Society präsentierte er seine Erfindung, die zur verbesserten Entwässerung von Bergwerken beitragen sollte. Sein weiterentwickeltes binäres Zahlensystem legte den Grundstein für die moderne Informationstechnologie.

So viel es immer müglich ist, soll alles was nur demonstriret wird, […] in Gegenwart des objecti demonstriret werden.

Christoph Semler

Nicht-Porträt des Pädagogen Christoph Semler

Wie Christoph Semler genau aussah, wissen wir nicht. Was wir allerdings wissen: Am 4. Oktober 1707 eröffnete er in Halle die erste Realschule Deutschlands. Sie war speziell für ärmere Jungen konzipiert, die während ihrer Elementarschulzeit auf eine Handwerkslehre vorbereitet werden sollten. Der Unterricht konzentrierte sich auf technisches Verständnis und die Lehre von Gottes Schöpfung. Hierfür trug Semler nach und nach eine Sammlung von Lehrmodellen und Anschauungsobjekten zusammen, die er selbst gefertigt oder angeschafft hatte. August Hermann Francke

Einige dieser faszinierenden Modelle sind heute noch in der Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen dauerhaft zu sehen. Auch wenn Semler den Schulbetrieb bereits nach dreieinhalb Jahren mangels finanzieller Unterstützung einstellen musste, ging seine visionäre Schule in die Geschichte der Pädagogik ein.

Dieser Dodekaeder mit zehn verschiedenen Sonnenuhren ist ein Meisterwerk der Kunst und Wissenschaft. Derartige mathematisch anspruchsvolle Objekte vereinten seit dem 16. Jahrhundert verschiedene Sonnenuhrentypen und waren nicht nur praktische Zeitmesser, sondern auch begehrte Kunstwerke. Ihr richtiger Gebrauch wurde sogar in in Semlers Realschule und an Franckes Königlichem Pädagogium gelehrt.

Pferdemodell

Dieses Modell eines Pferdes aus der Sammlung der Franckeschen Stiftungen wurde ebenfalls im 18. Jahrhundert als Lehrmittel benutzt. An diesem wurden verschiedene Pferderassen, Pflegepraktiken und das Geschirr veranschaulicht. Das Modell bietet die Möglichkeit, historische Aspekte der Pferdehaltung zu erforschen und ein tieferes Verständnis für die Arbeit verschiedener historischer Berufsgruppen zu entwickeln. In der Video-Reihe »Schätze der Kammer« wird es genau betrachtet.

Die Figur des Hohepriesters ist das letzte unversehrte Relikt des Salomonischen Tempelmodells, das August Hermann Francke für das Königliche Pädagogium bauen ließ. Dem Hohepriester oblag die Aufsicht über das Heiligtum, den Gottesdienst und die Priesterschaft, und einmal im Jahr durfte er zu Jom Kippur das Allerheiligste des Tempels betreten, um stellvertretend für das Volk die Vergebung Gottes zu empfangen.

August Hermann Francke und Christoph Semler leiteten den Bau des Salomonischen Tempelmodells für das Königliche Pädagogium. Francke initiierte das Projekt, während Semler die Umsetzung beaufsichtigte. Beim Umbau der Kunst- und Naturalienkammer im 19. Jahrhundert wurden das Tempelmodell sowie drei weitere biblische Modelle entfernt und zerstört. Diese Modelle, darunter die Bundeslade und der Schaubrottisch, waren im größeren Maßstab gefertigt, um alle Details, insbesondere die rituelle Kleidung des Hohepriesters, angemessen darzustellen.

 

Das Gründungsprivileg von 1698 erlaubte dem Waisenhaus eine eigene Druckerei zu betreiben. Um die technischen Abläufe des Druckens zu verdeutlichen, wurden in der Vor- oder Nachbereitung von Schüler:innen auch Modelle verwendet. Mit diesem Modell einer Druckerpresse kann man mit einfachen Handgriffen selbst Papier bedrucken. 

Auf eine andere und spielerische Weise kann man sich der Druckerpresse im Spiel »Stimmen der Dinge« nähern. Die Druckerpresse Doro hat ihr Gedächtnis verloren und redet total wirres Zeug. Helft Tayé, dem Krokodil aus der Wunderkammer, damit sie ihre Erinnerungen wieder bekommt und ihr wieder jeder einzelne Buchstabe einfällt, der je mit ihr gedruckt wurde. Werdet zur Hüterin und zum Hüter und rettet die »Stimmen der Dinge«.

Das Fachwerkhausmodell diente zur Erläuterung des Aufbaus eines Fachwerkhauses, der Materialkunde des Holzes und Einblicken in das Zimmerhandwerk. Ursprünglich ein Meisterstück eines Zimmer- oder Tischlermeisters, wurde es möglicherweise preiswert erworben oder für den Unterricht gespendet. Meisterstücke in Form von Modellen wurden bereits im 17. Jahrhundert in der Gesellenausbildung genutzt, um technische Problemlösungen zu veranschaulichen. Die Jahreszahl 1658/59 über dem Hauseingang könnte auf die Herstellungszeit hinweisen.

Kapitelauswahl

Innenansicht eines Modells eines Fachwerkhauses

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