Manches können wir zwar mit unserer Sprache erklären, aber uns doch nicht so leicht vorstellen. Das kann der Fall sein, wenn das Erklärte zum Beispiel zu groß, zu klein oder zu komplex ist, wenn es im Verborgenen liegt oder unsere Sinne nicht alle Facetten wahrnehmen können.
Hier kommt die Anschaulichkeit ins Spiel. Sie hilft uns, den Blick auf das Wesentliche zu richten. Sie erleichtert das Lernen und fördert das Erinnerungsvermögen. Sie vereinfacht oder lenkt unsere Sinne geschickt um. Ob skizzieren, schematisieren oder Perspektivwechsel: Mit welchen Strategien etwas veranschaulicht wird, hängt von der Situation, dem zu verstehenden Phänomen und vor allem von uns selbst ab.
Blick in die Ausstellung
Die Kuratoren erzählen
Was bedeutet Anschaulichkeit? Wie wird in der Ausstellung wissen veranschaulicht und welche Rolle spielen dabei Modelle? Gibt es ein Lieblingsobjekt?
Wir haben bei unserem Kuratorenteam nachgefragt. Tom Gärtig, Dr. Claus Veltmann und Prof. Dr. Holger Zaunstöck erzählen im Interview, was sie bei der Konzeption und Vorbereitung der Jahresausstellung »Total real« gelernt und worüber sie diskutiert haben.
Die Kuratoren erzählen: Habt ihr ein Lieblingsobjekt in der Ausstellung?
Skizzieren/Vereinfachen
Der Begriff Skizze kommt vom Italienischen »Schizzo« und bedeutet »Entwurf«. Den Kern eines Phänomens zu veranschaulichen, indem man ein paar Linien auf das Papier wirft, ist nicht einfach.
Wir haben unsere Besucher:innen gebeten, Begriffe von A bis Z in Skizzen zu veranschaulichen — von der Freundschaft bis zum Yeti.
skizzieren: Freundschaft
skizzieren: Mutation
skizzieren: Yeti
In einem imaginierten idealen Schauraum setzt der französische Maler und Kupferstecher Sébastien Leclerc (1637–1714), der in Paris selbst Geometrie und Mathematik studiert hatte, in diesem Kupferstich wissenschaftliche Geräte, Kunstwerke und zahlreiche Modelle verschiedenster Maschinen und physikalischer Experimente zentral in Szene. Leclerc sammelte selbst derartige Modelle während seines Studiums und präsentiert sie hier kunstvoll arrangiert.
Die Kuratoren erzählen: Was bedeutet für euch Anschaulichkeit?
Perspektivwechsel/Skalieren
Manches wird erst anschaulich, wenn wir es um Einiges vergrößern oder verkleinern. Das Modell eines Fachwerkhauses aus der Kunst- und Naturalienkammer veranschaulichte Franckes Zöglingen Architektur und Baukunst übersichtlich im Kleinen.
Dank moderner Kameras und hochauflösender Fotografien gelingt der rückwärtige Perspektivwechsel von Modell- zu Lebensgröße. Der Dachstuhl des Modells erscheint in dieser Ansicht riesengroß und lenkt den Blick zurück auf die Materialität des Holzes und die Details der Konstruktion.
Diagramme/Vergleichen
Wieviele Einwohner:innen hat die Stadt Halle? Obwohl diese Frage einfach mit einer Zahl beantwortet werden kann, fällt es schwer sich die Menge an Menschen vorzustellen. Mit Diagrammen und Vergleichen können Mengen- oder Größenverhältnisse maßstabsgerecht abgebildet werden.
Die Vorstellung, dass die Stadt Halle um 1724 ein kleiner Kreis war, der bis heute zu einem großen Kreis angewachsen ist, hilft uns bei der Visualisierung des Einwohner:innenwachstums.
Die Kuratoren erzählen: Mit welchen Strategien wird Anschaulichkeit in der Ausstellung vermittelt?